Megatrend Re-Lokalisierung

Blogpost, 15.11.2019

Die Welt kennenlernen, mobil und vernetzt sein: Das hat die Globalisierung Menschen in westlichen Gesellschaften ermöglicht. Flugreisen sind bequem und erschwinglich, Produkte und Dienstleistungen werden grenzüberschreitend vertrieben, manche Arbeiten können von jedem Ort auf diesem Planeten ausgeübt werden. Diese Entwicklung wird voraussichtlich auch in den kommenden Jahren anhalten, auch wenn einzelne Ereignisse, wie beispielsweise der Handelsstreit zwischen den USA und China, anderes vermuten lassen.

Gleichzeitig jedoch sieht man schon heute einen Trend zur Re-Industrialisierung auf nationaler Ebene. Fortschreitende Digitalisierung macht es beispielsweise möglich, Textilien wieder in Deutschland zu produzieren, vor einigen Jahren aus ökonomischen Gründen eher undenkbar. Globalisierung findet häufig nur noch dann statt, wenn die Vorteile eindeutig überwiegen. Die negativen Folgen der Globalisierung, wie beispielsweise die Verlagerung von Arbeitsplätzen in das günstigere Ausland, werden erkannt, der Rebound-Effekt wird in den nächsten zehn Jahren deutlich zu spüren sein.
 


Doch auch gesellschaftlich wird sich der Megatrend Re-Lokalisierung immer stärker bemerkbar machen. Egal ob in Europa, Nordamerika oder Asien: Die Menschen ziehen zunehmend in die Städte. Während ländliche Gegenden mit teilweise dramatischem Bevölkerungsschwund zu kämpfen haben werden, wachsen die Metropolen zu immer größeren Ballungsräumen. Paradoxerweise werden sich die Menschen dann nach dem sehnen, was sie durch ihre „Landflucht“ hinter sich gelassen haben: Natürlichkeit und reale menschliche Erlebnisse.

Auch, wenn die Menschen zum Arbeiten nicht mehr das Haus verlassen müssen, werden physische Arbeitsstätten nie ganz verschwinden. Auch wenn man sich frische Lebensmittel innerhalb weniger Stunden nach Hause liefern lassen kann, werden die Menschen weiterhin ab und zu persönlich einkaufen gehen wollen. Und auch wenn es noch einfacher sein wird, exotische Produkte aus aller Welt zu bestellen, wird das Interesse an regionaler und traditioneller Handwerkskunst zunehmen. In einer zunehmend algorithmisierten Welt werden die Menschen auf der Suche nach ihren Wurzeln sein.

Erste Vorläufer dieses Megatrends sind das wachsende ökologische Bewusstsein, mehr Bürgerinitiativen gegen politische Großprojekte oder das Ansteigen von DIY Projekten. Für Unternehmen und Marken bietet dieser Megatrend großes Potential, da sich potentielle Kunden nach menschlicher Nähe, nach Natürlichkeit und Vertrautem sehnen. Das heißt nicht, dass sie auf die Annehmlichkeiten der Globalisierung und einer stärker vernetzten Welt verzichten wollen. Doch Marken können hier einen Ausgleich schaffen, der die Kunden entlastet und ihnen das Gefühl gibt, sich ihre individuelle Identität zu bewahren.