Warum der Preis für eine nachhaltige Zukunft immer noch zu hoch ist

Blogpost, 18.06.2021

Das Schweizer Stimmvolk hat sich durch das Ablehnen drei bestimmter Volksinitiativen (Abstimmung vom 13. Juni 2021) gegen die Vorschläge für eine nachhaltige Zukunft ausgesprochen. 

Viele unterschiedliche Gründe führten zu diesem schlussendlichen Resultat und können deswegen nicht alle einzeln aufgegriffen und erklärt werden. Auf einen bestimmten Grund möchten wir aber eingehen, da wir darin Parallelen zu den Ergebnissen unserer Eigenstudien sehen.

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Wie in den durchgeführten Studien von GIM Deutschland und GIM Schweiz zum Thema Nachhaltigkeit aufgezeigt werden konnte, ist das Bewusstsein über die Notwendigkeit von nachhaltigem Verhalten zwar vorhanden, jedoch gilt diese Erkenntnis eher in theoretischem Sinne (DE:92%, CH: 91% achten auf Nachhaltigkeit) als in der tatsächlichen Praxis (DE:39%, CH:40% kauften bisher nachhaltige Produkte). In dieser werden nämlich andere Kriterien (z.B. Preis oder Qualität) als noch wichtiger erachtet – insbesondere dann, wenn der Entscheid für eine nachhaltige Alternative eine Einschränkung, sprich einen Verzicht zur Folge hat. Und genau dieses Zusammenspiel könnte bei den Abstimmungsresultaten eine Rolle gespielt haben.  

Denn laut den Initiativ-Gegnern hätte die Annahme der drei Reformen vor allem eines für den Großteil der Schweizer Bevölkerung bedeutet: Einschränkungen und Verzichte sowie höhere Preise bei Lebensmitteln, Wohnen und Reisen und demzufolge hohe finanzielle Einbußen. 

Dass dadurch aber der Umwelt gedient und das Schweizer Trinkwasser von Schadstoffen befreit würde, war im Vergleich zu den prognostizierten Verlusten entweder ein zu wenig großer Benefit oder wurde generell zu stark in Frage gestellt. 

Verstärkt durch die immer noch anhaltenden Folgen der Corona-Krise wurde der Klimaschutz zweitrangig, Handlungsbedarf stärker in anderen Bereichen gesehen. Nachhaltigkeit ist schlussendlich nur «nice to have» (wie auch unsere Resultate zeigen) und muss sich oftmals anderen Kriterien unterordnen. 

Kam die Abstimmung also einfach nur zur falschen Zeit? Schwierig zu sagen – aber sicherlich hat die momentane Situation dazu beigetragen, auf nicht noch mehr Freiheit verzichten zu wollen und sich gewissen Einschränkungen unterwerfen zu müssen.

 

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