Zwischen Spaß und Existenzangst  – Verliert die Jugend ihre Unbeschwertheit?

Blogpost, 19.05.2022

Die neueste Auflage der Studie „Jugend in Deutschland“ von Jugendforscher Simon Schnetzer und Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Dr. Klaus Hurrelmann lässt tief blicken. Hierzu wurden im März 2022 knapp über 1000 Jugendliche zwischen 14 und 29 Jahren deutschlandweit befragt. 

Während in den vergangenen Jahren der Spaß, gefolgt von Sinn und Sicherheit, als Leistungsmotivator für die Jugend im Vordergrund stand, verschiebt sich dieses unbeschwerte Gefüge mit der zunehmenden Anzahl an wirtschaftlich-gesellschaftlichen Krisen. 

Bild: Jordan Rowland on Unsplash


Klimawandel, Inflation, Corona, vor allem jedoch der aktuelle Krieg in Europa - Die Jugend in Deutschland sieht sich mit Themen konfrontiert, die eine Weitsicht und Reife von ihr fordern, welche die Jugendlichen erst selbst noch entwickeln müssen. 

So ist es nur nachvollziehbar, dass diese spürbare Überforderung für beinahe die Hälfte der Befragten in Stress mündet, und sogar jeder vierte Jugendliche angibt, depressiv zu sein. 

Zwar bleibt Spaß auch weiterhin ein entscheidender Motivator (für 45% der Jugendlichen), wird allerdings erstmals in den vergangenen Jahren von Geld (57%), nicht zuletzt aufgrund der voranschreitenden Inflation, von der „Motivationsspitze“ verdrängt. Neben Spaß handelt es sich auch bei dem Erreichen von Zielen (32%), Ehrgeiz (21%) und Anerkennung (21%) um entscheidende Leistungsmotivatoren der 14- bis 29-Jährigen. 

Die jugendliche Leichtigkeit scheint eindeutig mit dem Ernst der Lage zu kollidieren. Dass Spaß trotz der Vielzahl an Krisen ein starker Antrieb und Motivator bleibt, spricht für die Erkenntnisse der GIM foresight-Studie „Der schwarze Schwan“, wonach gerade Jugendliche große Hoffnung auf die Befriedigung hedonistischer Bedürfnisse wie Genuss und Freiheit in ihrem Leben haben.  

Trotz dessen steht die Jugend in Deutschland den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Problemen optimistisch gegenüber und ist auch in der Lage, zielgerichtete Unterstützungsbitten zu formulieren. Davon sollen viele bereits in der Schule umgesetzt werden: 

So wächst beispielsweise der Wunsch nach einer gesteigerten Finanzkompetenz, die einen bewussten und selbstbestimmten Umgang mit den eigenen Geldmitteln ermöglichen soll.  

Auch die notwendige Unterstützung aufgrund der psychischen Belastungen verorten die Jugendlichen in der Schule, sie wünschen sich hier Hilfe zum Umgang mit Stress und einen verstärkten Fokus auf Selbstorganisation, sowie gezielte Coachings und Mentorings. 

Jede Generation von Jugendlichen hat ihr eigenes Päckchen zu tragen, keine Frage, eine Abwägung der Generationsprobleme soll hier auch nicht stattfinden. Entscheidend ist es, die Stimme der Jugend anzuhören, ernst zu nehmen, vor allem im Hinblick auf die psychischen Belastungen, und ihr die notwendigen Schritte entgegenzugehen.  

Denn auch wenn die Verlagerung der Motivation eine entsprechende Reife der heutigen Jugend zeigt, dürfen Spaß und Leichtigkeit weiterhin ein entscheidender Bestandteil der Jugend bleiben. 

Die ganze Studie findet ihr unter Jugend in Deutschland - Trendstudie Sommer 2022

 

Photo by Jordan Rowland on Unsplash